Die Interessensgemeinschaft L(i)ebenswertes Dormitz nimmt wie folgt Stellung:
Der neue Flächennutzungsplanentwurf zeigt sich aus unserer Sicht in vielen Teilen sehr fragwürdig. Auch wird den im Regionalplan Oberfranken und den im jüngst erstellten Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept enthaltenen Zielsetzungen teilweise zuwidergelaufen.
a) Großflächige Baugebietsausweisungen:
Obwohl im bisherigen Flächennutzungsplan noch weitreichende
nicht realisierte Wohnbau- als auch Gewerbeflächen vorhanden sind, weist der
neue FNP insgesamt weitere 25,01 ha Wohn-bau-, 2,2 ha Mischbau- und 4,04 ha
Gewerbefläche aus. Bezüglich der Wohnbauflächen wurde ein voraussichtlicher
Bedarf von 9 ha ermittelt, bei der nichtrechtskräftigen Gewerbefläche im
Bereich "Langenau" konnten von den 3,39 ha aufgrund fehlender Verkehrserschließung
ein Bereich von 2,88 ha bislang noch nicht genutzt werden, so dass auch hier
die Erweiterung bezüglich seines Bedarfes in Frage zu stellen ist. Ebenso kann
eine Notwendigkeit für weitere Mischbauflächen nicht erkannt werden.
Es muss gesehen werden, dass weitere Bauflächen erhebliche
infrastrukturelle Probleme auslösen und damit weitere Kosten für zusätzlichen
Straßenbau, Kanalausbau etc. auf die Gemeinde zukommen werden. Die vorhandenen
Wohnstraßen (Sebalder -, Brahms-, Rosenbacher -, sowie die Schwabachstraße)
werden durch den Verkehrszuwachs aus ca. 5 ha großen Wohnarealen zunehmend
belastet, so dass ggf. weitere Erschließungsstraßen erforderlich werden, wenn
man die Lebensqualität der dortigen Anwohner nicht verschlechtert will. Ebenso
ist hinreichend bekannt, dass die bestehende Kanalisation bereits jetzt an
ihrer Kapazitätsgrenze angekommen ist und dadurch weitere kostenträchtige
Kanalisierungsmaßnahmen im inneren Ort erforderlich werden.
Für das Gewerbegebiet wird seit Jahren um eine ordentliche
Erschließung gerungen. Eine Er-schließung durch die Umgehungsstraße ist
ungewiss, da diese vom Straßenbauamt derzeit nicht prioritär bearbeitet wird.
Inwieweit eine Eigenerschließung realisierbar ist, steht ebenfalls noch völlig
in den Sternen, insofern mangelt es der Gebietsausweisung an der realen
Durchführbarkeit.
In diesem Zusammenhang möchten wir auf den bestehenden
Regionalplan Oberfranken West und das jüngst erstellte ISEK hinweisen:
Der bestehende verbindliche Regionalplan sieht generell
vor, dass der Landverbrauch durch Sied-lungstätigkeit gering gehalten
werden soll. Insbesondere soll auf die Nutzung bereits ausgewiesener
Bauflächen, auf eine angemessene Verdichtung bestehender Siedlungsgebiete sowie
auf flächensparende Siedlungsformen hingewirkt werden. Dies entspricht auch dem
momentanen "Zeitgeist", wonach zur Reduzierung einer weiteren
Flächenversiegelung sowohl auf eine kompaktere Bauweise, als auch auf
Erweiterungen im Bestand hingewirkt werden soll.
Und auch das jüngst erstellte ISEK erwähnt, dass
Dormitz im bestehenden FNP noch nicht realisierte Wohnbauflächen von 7,73 ha
besitzt und dass auch das nicht rechtswirksame Gewerbegebiet
"Langenau" nur im geringen Umfang ausgenutzt ist. Zudem gibt es
"innerhalb bereits erschlossener Gebiete in Dormitz einzelne,
teilweise auch zusammenhängende Baulücken, die insgesamt eine Fläche von ca.
4,7 ha umfassen sowie ca. 0,5 ha auf sehr großen Grundstücken, die ohne große
Vorbereitung nachverdichtet werden können." Weiterhin wird im ISEK
festgehalten, dass "aufgrund der beschriebenen Situation die
Notwendigkeit der vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema Innenentwicklung
besteht, z.B. mit Erstellung eines Baulandentwicklungsmodells, in welchem
Flächenbedarf und Flächenpotential deutlich werden. Eine Analyse der
Innenentwicklungspotentiale kann auch als Grundlage für die Aufnahme in die
Förderinitiative „Innen statt Außen“ dienen." Diese Vorgaben wurde nun
beim neuen FNP völlig unbeachtet gelassen.
Ein Flächennutzungsplan ist nicht als ein
"Wunschdenken" möglicher Gebietsausweisungen zu verstehen, vielmehr
verkörpert er die real angedachte langfristige Dorfentwicklung, die sich an dem
Grundsatz der Erforderlichkeit auszurichten hat. Die Gemeinde ist bei ihren
zukünftigen Entschei-dungen daran gebunden. Deshalb sollte hier schon in
realistischen Umfängen gedacht werden. Jahrein, jahraus wird das zunehmende
Vernichten landwirtschaftlicher Flächen beklagt, Dormitz verlor in den letzten
5 Jahren ebenfalls ca. 5 ha. Obwohl bis 2032 nur mit einem Bevölkerungszuwachs
von ca. 102 Einwohnern gerechnet wird, beansprucht dieser neue FNP eine Fläche
von rund 31 ha, was einen überproportionalen Anstieg des Flächenverbrauchs
bedeuten würde.
Gebietsausweisungen sollten im FNP daher nur dann erfolgen,
wenn diese notwendig und auch im Hinblick auf deren Begleitumstände (weitere
Folgekosten für Infrastruktur) tragbar sind.
b) Verkehrsbelastung:
Dormitz leidet seit Jahren an dem massiven
Durchgangsverkehr, vor allem deshalb, weil ein relativ hoher
Schwerverkehrsanteil zu verzeichnen ist und die Situation an der Hauptstraße
aufgrund mangelhafter Gehwege und problematischer "ungesicherter"
Straßenquerungen für Bürgerinnen und Bürger besonders gefahrenträchtig ist.
Zusätzlich liegt eine immense Lärm-, Abgas- und Fein-staubbelastung entlang der
Hauptstraße und der Erleinhofer Straße vor.
Dormitz ist ein Verkehrstrichter für die Verkehrslast aus
dem Hinterland nach Erlangen und nach Nürnberg. Die in Ziffer
4.7. der Begründung zum Landschaftsplan getätigten Aussage, dass die
Staatsstraße 2240 (inkludiert 2243) kaum eine überörtliche Verkehrsbedeutung
besitzt, dürfte wohl auch für einen Laien anhand des bestehenden
Verkehrsaufkommens völlig abstrus sein. Abhilfe lässt sich auch nicht mit einer
Verbesserung des ÖPNV schaffen. Eine Stadtumlandbahn kann allenfalls den
Verkehr nach Erlangen entlasten, der Durchgangsverkehr nach Nürnberg bliebe
erhalten. Außerdem gibt es keine Alternative für den massiven Schwerlastverkehr
im Ort. Dies ist selbst auch für Radfahrer schwierig, da diese ebenfalls auf
der Hauptstraße durch unseren Ort fahren müssen.
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Eine
Umgehungsstraße ist daher für ein sicheres
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Warum die Umgehungsstraße erst in "einem späteren
Verfahren näher zu betrachten" wäre (Ziffer 4.7. Begr. LP), erschließt
sich uns in keinster Weise. Es erscheint hingegen völlig unverständlich,
weshalb durch Annäherung der Wohnbebauung an deren geplante Trasse einer
Realisierung nun bewusst entgegen gewirkt wird. Aufgrund massiver Einwände der
oberen Bergbewohner wurde die Planung der Umgehungsstraße im Jahr 2014
dahingehend überarbeitet, dass sie noch weiter entfernt um den Ort geführt
wird. Jetzt nun die Bebauung wieder an die Umgehungsstraße heranzuführen,
konterkariert dieses Vorgehen und macht bei Gebietsausweisung zudem aufwendige
Lärmschutzmaßnahmen erforderlich.
Der Regionalplan sagt dazu aus, dass das Straßennetz so ausgebaut werden
soll, dass es dem Fernverkehr und der Anbindung an das überregionale
Straßennetz gerecht wird und eine gute flächenhafte Erschließung der Region
gewährleistet. Und auch im ISEK wird dargestellt, dass eine Umgehungsstraße ein
sehr großes Potential für eine Aufwertung des Ortes brächte.
Ob Dormitz in 20 Jahren ein liebenswertes Dorf mit einem
lebendigen Dorfleben in seiner Ortsmitte sein wird oder ob es sich weiterhin
als "Schlafstadt ohne Identität" getrennt durch eine massive
Verkehrsader darstellt (siehe ISEK, Seite 44), hängt im Wesentlichen von den
jetzt zu stellenden Weichen ab. Wir appellieren an alle Gemeinderätinnen und
-räte sowie an Sie als Bürgermeister, sich dieser Verantwortung im Sinne des
Wohles der gesamten Dorfbevölkerung weise und besonnen zu stellen. Dormitz
soll sich l(i)ebenswert und lebendig mit gesunden Wohnverhältnissen für alle
entwickeln.
Bitte vermeiden Sie im neuen FNP zur Reduzierung des ohnehin
bestehenden Konfliktpotentials eine Annäherung von Wohngebieten an die
Umgehungsstraße, um den Bau dieser nicht noch weiter zu gefährden.